erfi Heute

Hinter den Kulissen
Seit mehr als 70 Jahren setzt erfi mit seinen Arbeitsplatzsystemen Maßstäbe. Nach einem Großbrand ist es Geschäftsführer Andreas Fischer gelungen, das Familienunternehmen noch einmal grundlegend zu revolutionieren. Mit dem Kalkül-Magazin sprach Andreas Fischer über das vergangene Jahr. Hier sind einige Auszüge aus dem Interview.
Dem Mythos nach ist der Phönix ein vogelähnliches Fabelwesen, das von der Sonne absichtlich zu Asche verbrannt wird. Denn aus der Asche entsteht ein Ei, aus dem er wie neugeboren schlüpft. Eine Verjüngungskur, die dem Wesen zu einem jahrhundertelangen Leben verhilft. … wer sich wie ein Phönix aus der Asche erhebt, so wie wir es heute verstehen, hat sich aus einer scheinbar ausweglosen Situation befreit und ist gestärkt daraus hervorgegangen.
Wenn es um erfi, den baden-württembergischen Marktführer für Arbeitsplatzsysteme, geht, ist die Analogie ausnahmsweise nicht zu weit hergeholt – im wahrsten Sinne des Wortes. Am frühen Morgen des 8. Januar 2016 legte ein Großbrand, ausgelöst durch einen enttäuschten Zeitarbeiter, eine ganze Produktionshalle in Schutt und Asche. Mehrere Holzbearbeitungsmaschinen gingen in Flammen auf. Vor dem Landgericht Rottweil fand ein Prozess statt. Laut Anklageschrift wurde der Schaden auf mehr als zehn Millionen Euro geschätzt. erfi wäre nicht das erste Unternehmen gewesen, das dadurch am Rande der Insolvenz gestanden hätte.
Denn neben dem direkten Brandschaden und den immensen wirtschaftlichen Einbußen entstehen in solchen Fällen meist auch unkalkulierbare Folgeschäden, die von den Versicherungen selten oder gar nicht abgedeckt werden. Ist Ihr eigenes Image beschädigt? Wie reagiert die Öffentlichkeit? Wie werden sich Mitarbeiter und Kunden verhalten? Bleiben sie dem Unternehmen treu? Diese Fragen hat sich auch erfi-Geschäftsführer Andreas Fischer gestellt und ist zu dem Schluss gekommen: “Man muss die Chance ergreifen. Der Brand ist nicht das Ende, sondern der Beginn einer neuen Ära.” Knapp zwei Jahre später gilt erfi als Vorreiter in Sachen Industrie 4.0.


Kultur der Entwickler
Andreas Fischers unerschütterlicher Unternehmergeist wurde ihm von Kindheit an von seinem Vater Ernst Fischer (nach dem das Unternehmen benannt ist) eingeimpft. Von einem Unternehmen, das sich auf den klassischen industriellen Werkbankbau spezialisiert hatte, entwickelte sich Ernst Fischer nach und nach zu einem hoch spezialisierten Hersteller von integrierten Arbeitsplatzsystemen.
Seine Kunden waren an eingebauten elektronischen Mess- und Prüfgeräten interessiert? Fischer setzte es in die Tat um. “Unsere elektronischen Labortische lösten eine wahre Revolution aus”, schwärmt Andreas Fischer noch heute. Elektroingenieure, Mikrosystem- und Kommunikationstechniker kamen ins Team. erfi begann, die Automobilindustrie zu beliefern und erweiterte sein Geschäftsfeld. “Jedes Teil muss elektrisch sicherheitsgeprüft sein.” Also ließ Fischer Testsysteme für die elektrische Sicherheit und Funktionsprüfung entwickeln und bauen. “Plötzlich wurde uns klar: Dafür braucht man die richtige Software.” Also gründete der Firmenpatriarch eine eigene Softwareabteilung.

Eine neue Ära
Bis ins hohe Alter war Ernst Fischer – sofern es seine Gesundheit erlaubte – täglich in das operative Geschehen eingebunden. Die Verantwortung hatte jedoch längst sein Sohn Andreas Fischer übernommen. … “Bis dahin war unser Konzept, die Geräte auf der Basis des Vorhandenen intelligenter zu machen”, sagt Fischer. “Irgendwann haben wir aber gemerkt, dass das nicht mehr ausreicht.” Eine neue Marktrevolution war nötig. “Warum sollten wir nicht das machen, was Apple macht, dachten wir: kapazitive Oberflächen. Immerhin hat Steve Jobs selbst den Markttest durchgeführt.” … Fischer reaktivierte einen alten Bekannten: Gerd Flohr, Professor für Produktdesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden … Flohrs Aufgabe: eine völlig neue Geräteoberfläche für Arbeitsplatzsysteme zu entwickeln. Das Ergebnis war das, was Fischer heute als “visionäre Neuentwicklung” lobt: das elektronische Gerätesystem elneos five. Die Technologie wird im Arbeitsplatzsystem elneos connect eingesetzt. “Es ist das iPhone der Messtechnik”, sagt Fischer.
Dank seiner sauberen, kapazitiven Oberfläche lässt sich das Gerät intuitiv mit Gesten bedienen und kann über verschiedene Anschlüsse mit allen erdenklichen Geräten verbunden werden. Unter anderem wurde es 2013 mit dem begehrten Red Dot Design Award ausgezeichnet. erfi exportiert fast die Hälfte seiner Geräte in die ganze Welt: nach Frankreich, in die Schweiz, in die Niederlande, nach Belgien, Indien, Saudi-Arabien, Russland und in die USA.
Die Arbeitsplatzsysteme werden in der komplett renovierten Maschinenhalle komplett selbst produziert. Wenn man die neu renovierte Produktionshalle betritt, glänzt noch alles in Weiß und Silbermetallic. Hier haben die Maschinen die Oberhand. Das Herzstück der Produktion sind kleine Computer mit Touchscreen. Sie sind die Schaltzentralen der neuen Produktionshalle. Industrie 4.0 in Reinkultur. Nur fünf spezialisierte Schreiner und Holzmechaniker bedienen diese Hightech-Maschinen. … Über Monitore können die Maschinenführer individuelle Feineinstellungen vornehmen. Eine Tischplatte zum Beispiel bewegt sich vom Lager zum vollautomatischen Zuschnitt, über einen Sortierspeicher zur Kantenbearbeitung, vom Bohren und Fräsen zum Freiformen. Dort fixieren Saugnäpfe die Tischplatten, alles andere läuft völlig selbstständig. Stück für Stück entsteht so ein hochmodernes Arbeitsplatzsystem. Der nächste Schritt ist das vertikale und horizontale Dübeln. Fertiggestellt.


Wie ein Phönix aus der Asche
Gleich nebenan wird zur gleichen Zeit ein völlig neues Gebäude errichtet. Riesige graue Betonwände ragen bereits in den Himmel. Eine mit bunten Gerüsten durchsetzte Treppe führt hinauf auf das Dach des Rohbaus. Der Panoramablick über den Schwarzwald ist unglaublich, besonders an klaren Tagen. “Darunter werden wir eine neue Korpuspressenstraße installieren und ein neues Hochregallager integrieren”, sagt Fischer. “Hier entsteht unser neues Prunkstück: ein exklusiver neuer Showroom. Wir nennen ihn das Kundenzentrum. Bald wird es einen Aufzug geben. Die Fassade wird komplett verglast sein.” Wenn man hier oben steht, merkt man schnell, dass hier jemand alles richtig gemacht hat. Wie ein Phönix, der aus der Asche aufsteigt.
Eine ausgezeichnete Partnerschaft
Aufgrund der dynamischen Entwicklung des Unternehmens suchte erfi auch im Bereich der Rechtsberatung einen professionellen Partner und fand ihn in der Kanzlei KRAUSS-LAW. Die Rechtsanwälte Dr. Krauss und Dr. Wertheimer sind in der Lage, die hochtechnischen Produkte der erfi zu verstehen. So ist gewährleistet, dass die Rechte des Unternehmens bei öffentlichen Aufträgen stets gewahrt bleiben. Durch die intensive Zusammenarbeit mit der Kanzlei konnte erfi in der jüngeren Vergangenheit seine führende Marktposition erfolgreich verteidigen und große öffentliche Aufträge gewinnen.
Magazin Kalkül: Ausgabe 1|2017
Herausgeber: Florian Künstle, Patrick Reisch, Dr. Stefan Krauss, Dr. Frank Wertheimer
Das Magazin im Internet: www.kalkuel-magazin.de
Foto: Tietge Publishing